Abtei Michaelsberg Siegburg

Innensicht Sankt Michael

Kirche der Abtei auf dem Michaelsberg.

Innenausstattung der Kirche Sankt Michael

Dem Besucher des Gotteshauses fallen zunächst die hervorragenden Fenster auf, die in der Zeit nach 1953 von Ernst Jansen-Winkeln, Mönchen-Gladbach, entworfen und in der Glasmalerfirma Gebrüder Oidtmann, Linnich, hergestellt wurden.

Im unteren Teil des westlichsten Fensters an der Südwand des Chores steht eine Orgel mit 20 Registern, die 1957 von der Firma Klais-Orgelbau, Bonn, gebaut wurde.

Sie diente dem Mönchschor und den Gläubigen nicht nur zur Ausschmückung und Begleitung des liturgischen Gesanges, sondern auch als Konzertinstrument. Dem relativ kleinen Werk kommt eine tragende und füllende Akustik als Klangmultiplikator hervorragend entgegen.

Der Altarraum

Der zwischen gotischem Chor und Kirchenschiff gelegene Altarraum wurde 1985 umgestaltet. Der kleine Blockaltar, die beiden Ambonen und die gusseiserne Absperrung wurden von dem Bildhauer Matthäus Winter, Limburg, geschaffen. Aus den Rotsandsteinteilen der Nachkriegsanlage schuf der Künstler die Trennungswände zwischen Presbyterium und Seitenkapellen.

In der nördlichen Seitenkapelle befindet sich der Sakramentsaltar, während über dem südlichen Seitenaltar eine Muttergottesstatue im neobarocken Stil eines Münchener Künstlers hängt.

Die Figuren im Längsschiff

Die überlebensgroßen Figuren sind aus dem 18. Jahrhundert. Die beiden vorderen – die Apostelfürsten Petrus und Paulus – stammen ursprünglich aus der Zisterzienserabtei Heisterbach im Siebengebirge.

Die anderen vier Plastiken wurden für Siegburg geschaffen und stellen den hl. Bischof Bonifatius, den hl. Erzbischof Anno und die beiden Patrone der Abtei, den hl. Erzengel Michael im Kampf mit dem Drachen als Symbol des Teufels und den hl. Mauritius als Soldat der nordafrikanischen thebäischen Legion der Römer dar.

Diese sechs Figuren wurden 1985 von Gangolf Minn restauriert und mit neuen Konsolen versehen. Der Künstler war verantwortlich für die gesamte Farbgebung der Kirche bei der letzten Restauration.

Sein besonderes Verdienst ist die farbliche Gestaltung der neuen Kassettendecke, deren 178 Felder im Anschluss an die Chorfenster in lichtem Blau gemalt sind.

Relief des heiligen Benedikt und Kreuzweg von Rudolf Heinisch

Im südlichen Seitenschiff befindet sich in der Wand ein Relief mit der Darstellung des Sterbens des hl. Benedikt, geschaffen von Matthäus Winter, Limburg. Im nördlichen Seitenschiff hängt ein Kreuzweg des Hamburger Künstlers Rudolf Heinisch, den dieser nach dem Krieg schuf und der Abtei 1947 schenkte, ein nicht nur künstlerisch hochbedeutendes Werk in einer sonst nicht bekannten Mischtechnik, sondern auch ein politisches Dokument. Heinisch hatte in der Nazizeit Berufsverbot und gehörte zur Gruppe der sogenannten „Entarteten Künstler“.

Kreuzweg von Rudolf Heinisch
Kreuzweg von Rudolf Heinisch

Grablege des heiligen Anno II.

Der Kölner Erzbischof Anno hatte im 11. Jh. Schwierigkeiten mit den Kölner Bürgern, besonders aber mit dem Magistrat der Stadt. Umso herzlicher war sein Verhältnis zu den Mönchen und Stiftsherren, deren Klöster er gegründet hatte. Er kam öfters nach Siegburg, wo er unter den Mönchen selbst wie ein Mönch lebte.

Das letzte Mal war er 1075 zum Kirchweihfest auf dem Michaelsberg. Bei dieser Gelegenheit sagte er dem Abt Erpho, dass er nicht im Dom zu Köln begraben sein wolle, sondern in der Abtei zu Siegburg.

Anno war zu dieser Zeit schon kränklich und verstarb am 4. Dezember des gleichen Jahres in Köln. Sein Leichnam wurde sieben Tage lang durch die bedeutendsten Kirchen Kölns getragen; über die Abtei St. Heribert in Deutz kam er nach Siegburg.

Im Mittelschiff der Abteikirche wurde er in einem älteren Grab – geziert mit romanischen Säulen und Bögen – beigesetzt. Sein Grab wurde bald Zielpunkt vieler Beter und Wallfahrer. Am 29. April 1183 wurde er von zwei römischen Legaten heiliggesprochen und seine Reliquien in einem kostbaren Schrein geborgen.

Das Grab wurde nach dem Dreißigjährigen Krieg durch den Schutt der romanischen Kirche bedeckt und erst nach dem Zweiten Weltkrieg wieder entdeckt.


Baugeschichte der Kirche Sankt Michael

Am 22. September 1066 hat Erzbischof Anno die erste Kirche – eine dreischiffige Basilika – eingeweiht und damit der Mönchsgemeinschaft als Gottesdienstraum für die Eucharistie und das klösterliche Chorgebet übertragen. Sie hatte zunächst keinen Westturm, dafür aber zwei Flankierungstürme seitlich der romanischen Chorapsis. 

Das Bodenniveau der Kirche war 1,40 m niedriger, die Flachdecke mehrere Meter niedriger als heute. Eine erste Umbauphase erlebte die Abteikirche in der Mitte des 12. Jh., als man einen Turm in das Mittelschiff einfügte und dadurch der Kirche eine neue Abgrenzung nach Westen hin gab. 

Nach der Zerstörung des Chores der Kirche während eines Aufstandes der Siegburger Bürger wurde der gotische Chor nach 1403 errichtet. 

Dieser Bau sollte damals wohl am Anfang einer zeitgemäßen Gotisierung stehen. Es scheint aber, dass den Mönchen das Geld dazu fehlte; und so blieb die viel niedrigere romanische Kirche mit dem hochaufragenden spätgotischen Chor bis nach dem Dreißigjährigen Krieg erhalten.

1649 wurde die Kirche durch einen Brand zerstört. Abt Johann von Bock errichtete damals auf den Trümmern der romanischen Kirche einen dem Stil der Zeit entsprechenden Barockbau. Dieser war geprägt durch eine mächtige Vierung von gleicher Höhe wie das Langhaus, dem durch Abflachung der Spitzbögen des gotischen Chores eine einheitliche Höhe gegeben wurde.

Die Kirche erhielt Gewölbe und fast flächendeckend große Fenster, auch in der Nord- und Südwand der Vierung. Der Schmuck an den Pfeilervorlagen einschließlich des gotisch konzipierten Chores war eher zurückhaltend, nicht mit den prunkvollen Ausstattungen des süddeutschen Barocks zu vergleichen.

Kriegsschäden und Wiederaufbau nach 1945

Die Barockkirche wurde 1944 durch Bomben zerstört. Um der Mönchsgemeinschaft bald wieder eine Stätte für den Gottesdienst zu schenken, wurde mit allen Kräften, auch mit der Hilfe vieler Freunde, ein neues Gotteshaus geschaffen, das man als Konglomerat alter und neuer Stile bezeichnen kann. Leitender Architekt dieser Bauphase war Paul Krücken, Köln.

Aufgrund der Tatsache, dass der Aufbau in der Nachkriegszeit mit schlechtesten Materialien durchgeführt wurde, versteht man die Notwendigkeit, die Kirche und ihren Turm in der Zeit von 1977–1987 grundlegend zu restaurieren. Diese umfangreichen Arbeiten in Absprache mit der Denkmalpflege und dem Bauamt des Erzbistums Köln lagen in den Händen von Architekt Werner Fritzen, Köln und Bonn.

Als erstes stand die Restaurierung des Turmes an, der in seiner heutigen Gestalt in der Barockzeit erbaut wurde. Die Laterne des Turmes musste völlig erneuert werden, ebenso das Maßwerk der Fenster. Im Inneren des Turmes wurde unter der Glockenkammer, in der sich ein klangvolles Geläut mit sieben Glocken befindet, 1983 ein Museum eingerichtet; in ihm wurden einige Kostbarkeiten der Abtei wie zum Beispiel der Kelch des seligen Abtes Reginhard aufbewahrt und eine umfangreiche Illustration der Geschichte der Abtei dargeboten. 

1996 wurden an der Nordfassade zwei Steinfiguren aus Tuff angebracht,die der Bildhauer Stefan Kaiser, Köln schuf. Sie stellen den ersten Abt Erpho mit den beiden Schwesternabteien Saalfeld und Grafschaft und den dritten Abt Kuno mit seinen Freunden Rupert von Deutz und Norbert von Xanten dar. 

Die nördliche Außenmauer der Abteikirche schmückt seit 2007 eine Kreuzesdarstellung, die die Mönche der Abtei nach der Schließung des Klosters Hennef-Geistingen von den dortigen Mitbrüdern des Redemptoristenordens geschenkt bekamen. Das aus Bronze gegossene Kreuz – mit der Darstellung eines jungen Christus als Erlöser der Menschheit – aus den 50er Jahren des 20. Jh. wurde von dem Münchener Künstler Max Faller geschaffen.


Die Fenster der Kirche Sankt Michael

Im Rahmen der Wiederherstellung der Kirche im Jahre 1949 war die Gestaltung der Fenster ausgeschrieben worden, zu der namhafte Glaskünstler Vorschläge einreichten. Ernst Jansen-Winkeln aus Mönchengladbach überzeugte mit seinem Entwurf und erhielt von Abt Ildefons den Zuschlag. Jansen-Winkeln griff die Farbigkeit und die Detailfreude der Glasmaler der Hochgotik auf, der Zeit also, aus der auch der Chor der Abteikirche stammt. 

In seinen Fenster reiht er Medaillon an Medaillon aneinander, alle in feiner figürlicher Ausgestaltung, die in der Fülle der Bilder für den Betrachter doch eher wie ein funkelnder Teppich wirken.

Vertieft man sich aber in die Bildfolgen, erkennt man, dass Jansen-Winkeln kein Kopist gotischer Fensterkunst ist, sondern seinem eigenen expressionistischen Stil verfolgt, indem er durch feine Details über das Raster des einzelnen Medaillons hinweg in das nächste springt und so Darstellungsmöglichkeiten über größere Flächen findet. Eine offiziellen Würdigung seines Werkes lautet: 

„In ihrer harmonisierenden Verschränkung von Tradition und Moderne, in ihrer Farbenpracht und Leuchtkraft gehören die Siegburger Fenster zum Bedeutendsten, was die deutsche Glasmalerei des 20. Jh. hervorgebracht hat.“

Die Ausführung der Entwürfe lag in den Händen der Glasmalerei Oidtmann in Linnich. Jansen-Winkeln stellt seine Fenster unter bestimmte Themen. So sind zum Beispiel die kleineren Fenster im rechten Seitenschiff der Darstellung des Lebens des Abteigründers, des hl. Annos, gewidmet.

Das Leben des Ordensgründers, des hl. Benedikts, zeichnet die Glasmalerei eines der Seitenfenster des Chores nach. In den die drei großen Chorfenstern preist Jansen-Winkeln nicht nur das Leben Christi, flankiert von Heiligen und Seligen, die in Beziehung zu Siegburg stehen, sondern er umrahmt das ganze Werk mit Engelszenen, die Mahnung des hl. Benedikt im 19. Kapitel seiner Regel aufgreifend und den Mönchen tagtäglich im funkelnden Lichtreigen wiedergebend:

„Im Angesicht der Engel will ich Dein Lob verkünden“